Pappenheim – Im Pappenheimer Freundeskreis treffen sich Menschen, die sich der Evangelischen Landjugend (ELJ) und dem EBZ Pappenheim verbunden fühlen. Zu den festen Angeboten gehört das Buß- und Bettagstreffen, bei dem Diskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen oder kirchlichen Fragen im Mittelpunkt stehen. In diesem Jahr beleuchtete Fachreferent Friedrich Gronauer-Weddige die Herausforderungen des Klimaschutzes für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum. Dabei forderte er zeitnah eine positive Entwicklung bei den Klimamaßnahmen, um unumkehrbare Beeinträchtigungen in der ganzen Welt zu vermeiden.
Höchste Alarmstufe für das Weltklima
2024 liegt die weltweite Durchschnittstemperatur 1,54 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Naturkatastrophen dieses Jahres sind laut den Forschern auf der Weltklimakonferenz in Baku „nur ein Vorgeschmack“ dessen, was auf die Weltbevölkerung zukommt. Ein Übeltäter für die globale Erwärmung liegt in dem Anstieg fossiler Emissionen. Gas, Öl und Kohle werden in Rekordmengen verbrannt. Um ein „Weiter-wie-bisher“-Szenario zu verhindern, ist nach Einschätzung von Gronauer-Weddige, der die Höhere Landbauschule und Technikerschule Triesdorf leitet, eine CO2-Bindung dringend notwendig. „Wir müssen das CO2 ganz aktiv einfangen. Aber auch wenn wir Klimaschutzmaßnahmen anwenden, ist eine Steigerung der Temperatur nicht komplett zu stoppen“.
Klimatische Auswirkungen auf den Pflanzenbau
Was früher extrem war, ist heute bereits normal – ein Hitzerekord jagt den anderen, Niederschlagsmengen werden unkalkulierbar. Als Beispiel führte der Agrarwissenschaftler die Starkregenereignisse in Franken an: Während sich dort die Niederschlagsmenge von 400 Liter pro Quadratmeter normalerweise auf 8 Monate erstreckt, sei diese heuer innerhalb weniger Stunden zu verzeichnen gewesen. Die klimatischen Auswirkungen auf den Pflanzenbau sind deutlich: Die längere Vegetationszeit bringe zwar Vorteile, berge jedoch Unsicherheiten bei Spät- und Frühfrösten in Wein- und Obstbau. Für Kulturen wie beispielsweise die Gerste entstehen durch die Gefahr von Sonnenbrand Nachteile. Neue Schädlinge wie die Glasflügelzikkade sorgen für Probleme beim Kartoffel- und Zuckerrübenanbau. Herausforderungen liegen nach Ansicht des Referenten zudem in den stabilen Wetterlagen: „Vier Wochen Dauerregen – wie soll sich die Landwirtschaft darauf einstellen?“
Humusaufbau, Haltungsformen, Kulturartenspektrum
Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft zu minimieren, setzt Gronauer-Weddige auf mehr Effizienz. „Wir müssen wasserschonender agieren, mehr Optionen beim Kulturartensprektrum schaffen und Humusaufbau betreiben.“ Er weist aber auch auf die Zielkonflikte hin, die es in diesem Zusammenhang zu bedenken gibt. Beispielsweise Tierwohldiskussion versus Ammoniak-Emission. So würde eine Umstellung der Anbindehaltung von Kühen auf Liegeboxlaufställe das Tierwohl verbessern, im Gegenzug jedoch durch eine vermehrte Emission von Ammoniak die Luftqualität verschlechtern.
Die Rolle der Landwirtschaft beim Klimawandel
Sind Rinder Klimakiller? Laut Einschätzungen des Referenten haben konstante Methan-Emissionen keinen zusätzlichen Einfluss auf die Erderwärmung. Dies gehe aus Neubewertungen von Methan aus der Tierhaltung hervor. Zudem ermöglichen Nutztiere Klimavorteile, da sie Grünland und Nebenprodukte verwerten können und der Flächenbedarf insgesamt sinkt. Eine Absenkung der Emissionen begünstigt jedoch einen schnelleren „Kühlungseffekt“ der Erde. Daher muss die Maßgabe sein, den Fleischkonsum zu reduzieren und somit eine positive Wirkung auf den Klimaschutz zu erzielen.
Gewohnheiten überdenken, Zielkonflikte bewerten
In seinem Fazit wies der Agrarwissenschaftler darauf hin, dass der Klimawandel tiefgreifende Folgen für die Landwirtschaft hat. Es gelte nun, zeitnah positive Entwicklungen bei Klimamaßnahmen zu entwickeln. Dazu gehöre eine ganzheitliche Sicht zur Identifizierung der besten Lösungen, ein konstruktiver Umgang mit Zielkonflikten sowie ein Überdenken der Gewohnheiten Es reiche nicht mehr aufzuatmen, wenn Extremwetterereignisse nicht vor der eigenen Haustüre stattfinden. „Wegducken hilft nicht, wir müssen ganz schnell umdenken“ unterstrich er eindrücklich zum Ende seiner Ausführungen. Ansonsten drohten weltweit unumkehrbare schwere Beeinträchtigungen.
BU: Christian Früh (Vorsitzender des Pappenheimer Freundeskreises), Friedrich Gronauer-Weddige (Leiter Höhere Landbauschule und Technikerschule Triesdorf), Gerhard Schleier (Leiter EBZ Pappenheim