„Grischberli“ – aus Liebe zu Kartoffeln und Franken
Einen spannenden Vortrag erhielten die Teilnehmerinnen des Seminars „LEBEN.FRAUEN.LAND“ im EBZ Pappenheim. Jakob Zwingel vom Kartoffelchips-Startup „Grischberli“ aus Fürth-Kronach gab Einblick, wie aus der Liebe zu Kartoffeln und Franken eine regionale Marke mit über 650 Verkaufsstellen entstanden ist.
Anfang 2020 studiert der gelernte Landwirt Jakob Zwingel aus Dietenholz gerade Betriebswirtschaft im Master. Dann bremst der Corona-Lockdown sein Praktikum in den Niederlanden abrupt aus. Bei Jakob setzt die Isolation Energie frei für eine Startupidee. Der familiäre Hintergrund im Betrieb der Eltern mit Kartoffel-Direktvermarktung ist die Basis, die Liebe zur Kartoffel und Franken sein Antrieb. In wenigen Wochen entsteht ein Businessplan für hochwertige regionale Kartoffelchips.
Mut, etwas neu anzufangen
Mit seiner damaligen Freundin Eva findet er schnell die perfekte Ergänzung zur Umsetzung seiner Idee. Eva studiert zu der Zeit im Bachelor Produktdesign, mittlerweile hat sie einen Master in Design- und Produktmanagement. Sie entwickelt die Marke „Grischberli“ und Ideen für das Marketing. Bis die ersten Chips im Laden sind, stehen zahlreiche Herausforderungen an. Die beiden müssen mit Banken, Gewürzlieferanten und Verarbeitungsbetrieben verhandeln, das Verpackungsdesign und die perfekte Rezeptur für ihre Chips finden. Die ersten Verkostungen mit Test-Konsument*innen verlaufen gut – die fränkischen Kessel-Chips kommen geschmacklich an. „Die große Frage war aber von Anfang an: Wie schafft man es, die magische Preisgrenze von 1,95 für Chips im Supermarkt zu durchbrechen“ sagt Jakob Zwingel. Die Lösung: Eine regionale Vermarktung über kleinere Verkaufsstellen, Hofläden und Verkaufsautomaten. Dort schätzen Kund*innen das Regionale und sind bereit für hochwertige Ware auch mehr zu zahlen.

Voller Kartoffelgeschmack in drei Sorten
Die erste – noch überschaubare – Kartoffel-Ernte wird 2021 für die Produktion der klassischen Sorte „Paprika“ verwendet und verkauft sich gut. Das bestärkt Jakob und Eva Zwingel in ihrem Vorhaben. Sie investieren und erhöhen die Anbaufläche. Mittlerweile sind sie auch privat ein festes Team, verbunden durch „Kartoffelliebe“. Die Hochzeit 2022 feierten sie im selbstdesignten Jutekleid sowie Weste aus Kartoffelsäcken. Angebot und Nachfrage wachsen stetig, die Geschmacksrichtungen „Kartoffelsalat“ und als Sommersorte „Frühlingszwiebel“ sind mittlerweile hinzugekommen. Auf ihrem Hof im Knoblauchsland bauen sie heute auf 7,5 Hektar Kartoffeln für ihre fränkischen Kartoffelchips an.
Frankische Erdnüss´ ergänzen das Angebot
Aus einer Idee in gemütlicher Runde bei einer Schale Erdnüsse ist 2022 schon der nächste Snack entstanden. Auf mittlerweile 3,5 Hektar bauen die Zwingels fränkische Erdnüsse an und verarbeiten sie direkt auf dem Hof im Manufakturbetrieb. „Außer ein paar Versuchsanbauten sind wir vermutlich der einzige Produzent von Erdnüssen in Deutschland“, konstatiert Jakob Zwingel. Das liegt in Anbauerfordernissen der Erdnüsse begründet. Die mögen es durchgehend warm und der Ernteertrag ist schwankend. Mittlerweile haben sie eine Sorte gefunden, die stabile Erträge erzielt. „Dennoch sind wir aktuell froh, wenn wir bei den Nüssen auf eine schwarze Null kommen. Aber wir bleiben dran.“
LEBEN.FRAUEN.LAND – Herausforderungen und Möglichkeiten
Für die Teilnehmerinnen des Seminars „LEBEN.FRAUEN.LAND“ am Bildungszentrum Pappenheim war der Vortrag ein neuer Impuls. Alle stehen in engem Bezug zur Landwirtschaft, bei vielen ist die Frage eines Generationenwechsels auf dem Hof aktuell. „Da sind ungewöhnliche Beispiele eine gute Inspiration. Neue Ideen aber auch Mut und Risikobereitschaft sind für eine erfolgreiche Zukunft in der Landwirtschaft gefragt – die Grischberli sind ein Erfolgsmodell“, so Seminarleiterin Gabriele Siegel. Bei den Teilnehmerinnen des Seminars kamen die Grischberli gut an. „Unglaublich kartoffelig und kräftig“, so eine Teilnehmerin. „Ja, die sind natürlich teurer – aber man isst und schmeckt viel bewusster. Irgendwie ist zu spüren, dass das ein hochwertiges Produkt aus der Region ist.“
Tipp: Die Grischberli-Kartoffelchips gibt es auch bei uns im EBZ-Laden!