Übergabe des Förderbescheides für Pappen.Hain: Wald (er-)leben

Das Team des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums (kurz: EBZ Pappenheim) freut sich über knapp 130.000€ Fördermittel für das seit über 2 Jahren geplante Projekt „Pappen.Hain: Wald (er-) leben“. Die beantragten Zuschussmittel wurden nun bewilligt, sodass das Konzept umgesetzt werden kann.

Der Bewilligungsbescheid wurde heute im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit Vertretern der LAG Monheimer Alb-Altmühljura, des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des EBZ Pappenheim offiziell übergeben. Auch Vertreter*innen aus der Politik waren anwesend. Parallel dazu begannen in dieser Woche bereits die ersten Bauarbeiten im Stadtwald.

Besichtigung der Bauarbeiten im Pappenheimer Stadtwald.

Das Projekt mit einer Gesamtinvestitionssumme i.H.v. knapp 330.000€ besteht im Wesentlichen aus drei Bestandteilen: Der „Wurzelhütte“, dem „Kobelnest“ sowie dem „Wipfelblick“. Thematischer Schwerpunkt aller Bausteine ist die Erweiterung des erlebnispädagogischen Angebots des EBZ mit verstärkter Orientierung an umweltpädagogischen Themen. Als Zielgruppe stehen – wie in der grundsätzlichen Ausrichtung des EBZ – weiterhin vorwiegend Kinder- und Jugendliche, Schulklassen, Vereine und Auszubildende, aber auch Multiplikatoren und Firmen im Fokus.

Informationsbroschüre:

Pappen.Hain – Wald (er-)leben (PDF)

Mit dem Umbau des bestehenden Freisitzes im Stadtwald Pappenheim (früher der Kiosk des ehemaligen Waldklettergartens) zur „Wurzelhütte“ – einem mit moderner Medientechnik ausgestatteten Seminarraum mitten im Wald, der multifunktional nutzbar sein soll, will das EBZ Bildungsangebote für Klein und Groß schaffen. Erste Absprachen mit den städtischen Kindergärten und der Pappenheimer Grundschule sind bereits vor langer Zeit erfolgt, denn eine Zusammenarbeit mit örtlichen Akteuren ist dem Projektleiter Michael Herrmann, der den Arbeitsbereich Erlebnispädagogik am EBZ leitet, sehr wichtig. „Wir haben uns bereits zu Beginn unserer Planungen mit der Grundschule und den Kindergärten zusammengesetzt und überlegt, wie wir die Wurzelhütte so umbauen und ausstatten können, damit sie auch die Grundschule und die Kindergärten regelmäßig nutzen können. Uns geht es nicht nur um unsere hauseigenen Gruppen, sondern auch um die Schaffung hochwertiger Bildungsangebote für die Öffentlichkeit. Deswegen haben wir z.B. multifunktionale Sitzmöbel, Medientechnik, Workshopmaterial etc. für verschiedene Zielgruppen eingeplant – vom Kindergartenkind bis zum Erwachsenen.“

Die Abseilplattform „Wipfelblick“ in 15 Meter Höhe ist bereits im Bau.

Der Umbau der Wurzelhütte wird voraussichtlich im Spätherbst 2025 beginnen. Zunächst stehen ein Niedrigseilgarten im vorderen Bereich des Stadtwalds sowie „Kobelnest“ und „Wipfelblick“ im Fokus. Der Niedrigseilgarten, eine Art Balancierstrecke aus Stahlseil, Robinie und Haltetauen soll für angemeldete Gruppen bzw. Gruppen des EBZ zugänglich sein und dient der Förderung von Sozialkompetenzen – nur gemeinsam und mit der Unterstützung durch z.B. Mitschüler*innen können die durchaus schwierigen Seilstrecken begangen werden.

Die Abseilplattform „Wipfelblick“ ergänzt den bestehenden Team-Hochseilgarten. Gesichert mittels Seil und Klettergurt geht es 15m über eine Strickleiter in die Höhe, immer entlang am Stamm einer imposanten Douglasie. Von dort aus bietet sich ein faszinierender Blick auf große Teile Pappenheims – aber auch nach unten, denn nach dem Aufstieg erfolgt das eigentliche Abseilen. Hierbei können sich die mutigen Teilnehmerinnen selber abseilen, d.h. ihre Abseilgeschwindigkeit mit einem Sicherungsgerät selber steuern – natürlich immer zusätzlich hintersichert durch die Hochseilgartentrainer*innen des EBZ.

Das „Kobelnest“ ist ein –zumindest in Bayern, wenn nicht sogar überregional- völlig neues Konzept. Das ambitionierte Ziel: Eine 16m² große Hängematte, die in 10m Höhe zwischen zwei Bäumen aufgehängt ist und ohne Klettergurt genutzt werden kann – und dann auch noch für 12 Personen gleichzeitig, vom Kindergarten- bis Rentenalter.

Die Firma Actionworx beim Einbringen der Fundamentpfosten für den Niedrigseilgarten. Auf Beton wird aus Umweltschutzgründen komplett verzichtet.

Das EBZ arbeitet schon viele Jahre mit der Firma Actionworx aus dem Raum Hannover zusammen, die sich auf den Bau von kreativen Niedrig- und Hochseilgärten spezialisiert hat. Auch für diese kniffelige Konstruktion wurde die Firma angefragt, und fand Freude an der ungewöhnlichen Herausforderung. „Gerade die hohen Personenlasten auf dem Netz, die Eigenbewegung der Bäume bei Wind, die Nutzbarkeit durch die völlig unterschiedlichen Personengruppen – das hat uns in der Planungszeit doch einige schlaflose Nächte bereitet. Wir waren mehrfach kurz davor, das Projekt hinzuschmeißen“, so Michael Herrmann schmunzelnd.

Der Zustieg in die Höhe erfolgt durch einen allseits umschlossenen Netztunnel, vergleichbar mit einem Klettergerüst auf Spielplätzen. Versetzt angebrachte Zwischenböden im Tunnel verhindern das Durchfallen nach unten. Oben angekommen, können sich die Gäste auf der Hängematte frei bewegen. Das Bodennetz besteht aus speziellem 16mm starkem Herkulestau mit Stahleinlage, auf dem man herumlaufen, sich hinsetzen oder sogar hinlegen kann. Seitlich und oben ist das „Kobelnest“ von weiteren Netzen umschlossen, durch die man zwar relativ ungehindert hindurchsehen, aber nicht herunterfallen kann. Durch die Durchsichtigkeit schließt sich der Bogen zwischen Erlebnis- und Umweltpädagogik. „Wir arbeiten natürlich mit dem Element Höhe; 10m sind für viele Menschen wirklich herausfordernd. Aber wir benötigen durch die Konstruktion keinen Klettergurt, und können dadurch den Fokus auf andere Themen legen, als das z.B. im Hochseilgarten möglich wäre“, so Herrmann weiter. Durch die erhöhte Lage sollen Tierbeobachtungen, beispielsweise Fledermäuse in der Dämmerung, ermöglicht werden. Die Anpassung der lokalen Tierwelt an das Leben im Wald kann ebenso Schwerpunkt der Umweltbildungseinheiten sein.

Die Fertigstellung aller Projektbestandteile ist für den Frühsommer 2026 geplant. Auch eine ordentliche Einweihungsfeier wird es geben, verrät uns der Leiter des EBZ Pappenheim, Christian Söllner. Dieser freut sich sehr über die Ergänzung des Bildungsangebotes des EBZ; schließen doch die neuen Attraktionen einen Schulterschluss mit der 2023 als Jugendbildungsstätte zertifizierten Einrichtung. „Ich freue mich sehr, dass wir durch das Projekt Pappen.Hain den Schwerpunkt Jugendbildung weiterhin ausbauen können. Gerade diese Zielgruppe liegt uns ja besonders am Herzen.“

Die Ausbildung von Ehrenamtlichen im Bereich Umweltbildung soll vorangetrieben werden, damit diese ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weitergeben können. Angedacht sind z.B. themenspezifische Weiterbildungsangebote von Experten wie den Rangern des Naturpark Altmühltal oder dem LBV.

Der Projektstandort im Pappenheimer Stadtwald wurde nicht zufällig gewählt. Hier befand sich bis vor Kurzem der ehemalige Waldklettergarten – eine über Pappenheim hinaus bekannte Attraktion, die natürlich auch die Stadt Pappenheim touristisch aufgewertet hat. Dieser musste jedoch aus verschiedenen Gründen komplett zurückgebaut werden. „Wir hatten hier ein bisschen Pech; die Sicherungsstahlseile sind durch die sehr schnell wachsenden Bäume in die Baumrinde eingewachsen; dazu kam die Coronakrise, in der wir nicht oder nur kaum öffnen durften, und dazu noch einige größere Sturmschäden. Ein wirtschaftlicher Betrieb bei den anstehenden hohen Reparaturkosten war nicht mehr darstellbar“, so Christian Söllner. Der Waldklettergarten wurde abgebaut, zurück blieb die ehemalige Kioskhütte, die bald zur „Wurzelhütte“ umgebaut wird – und der Wald, der mit außergewöhnlichen Baumarten wie Douglasie, Flatterulme, Flügelnuss geradezu prädestiniert für Umweltbildungsangebote ist. „Wir haben uns ein bisschen in den Standort verliebt und überlegt, was wir an Stelle des ehemaligen Waldklettergartens machen können, um das tolle Gelände naturverträglich mit Gruppen nutzen zu können“, so Michael Herrmann. Nach einigen Überlegungen und Abstimmung mit lokalen Kooperationspartnern entstand das Konzept, das bei der Stadt Pappenheim als Eigentümer des Waldes auf große Zustimmung stieß.

„Wir freuen uns sehr, dass nun wieder Leben in den Wald einkehrt, und unterstützen das EBZ natürlich gerne“, so der Vertreter der Stadt, Stefan Eberle. Die Waldfläche wird neu vermessen und mit einem Erbpachtvertrag langfristig für das EBZ nutzbar gemacht. Dadurch können auch die hohen Eigeninvestitionen des EBZ argumentiert werden; die Nutzung der Anlagen ist auf Dauerhaftigkeit angelegt.

Michael Herrmann (EBZ, links) und Christian Söllner (Leiter EBZ) nehmen den symbolischen Bewilligungsbescheid von Melanie Pruis-Obel (LAG Monheimer Alb-Altmühljura) entgegen.

Auch die Geschäftsführerin der Lokalen Arbeitsgruppe LAG Monheimer Alb-Altmühljura, Melanie Pruis-Obel, fand lobende Worte für das Projekt. „Die Entwicklungsziele der LAG sind hier klar erfüllt, wir erwarten eine deutliche Aufwertung der Region. Das EBZ Pappenheim investiert hier viel Geld in ein Projekt, das v.a. soziale Kompetenzen fördert und umweltpädagogische Themen vorantreibt. Da leisten wir als LEADER-Region natürlich sehr gerne Unterstützung.“

Apropos Unterstützung: Der verbleibende Eigenanteil ist auch für das EBZ eine finanziell große Herausforderung. Michael Herrmann hat einen Crowdfunding-Spendentopf eingerichtet, auf das Klein- und Großspenden angenommen werden. „Uns fehlen noch ca. 25.000€ zur auskömmlichen Finanzierung. Mehr wäre natürlich super, weil wir in vielen Bereichen mit Kostensteigerungen rechnen müssen. Wir freuen uns über jede Spende, egal in welcher Höhe. Für Spenden ab 1000€ gibt es im Eröffnungsjahr ein kleines Dankeschön“. Spenden können hier auf www.ebz-pappenheim.de unter dem Stichwort „Pappen.Hain“ im Spendentool eingebracht werden.

Informationen zum Förderprogramm:

https://www.stmelf.bayern.de/leader/index.html


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Autor*in

Michael Stöhr

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